Mit Innovationen Stuttgarts Zukunft aktiv gestalten!
Stuttgarts Industrie ist stark automobillastig, das ist schlichtweg Faktum. Weltbekannte Firmen haben hier ihre Heimat. Wenn man Stuttgart überhaupt kennt auf der Welt, dann vorwiegend deshalb.
[Fiktiver Dialog in Sydney: "Where do you come from?" - "Stuttgart." - "Where's that?" - "Benztown!" - Aaahh, now I know."]
Einige Leute behaupten schon seit Jahren oder gar Jahrzehnten, dass das Ende des Automobils nah sei. Dies wird schlichtweg so lange nicht passieren, bis man sich nicht statt eines Autos einen privaten kleinen fliegenden Stuhl mit Kabine drumherum kaufen kann. Wahr ist allerdings, dass das Auto selbst und auch seine Nutzung sich im Umbruch befindet.
1) In Flächenländern (z.B. USA, Australien, Russland, Teile Chinas, Brasilien,...) wird bis zur Markteinführung des Flugstuhls das Auto seine dominante Rolle behalten, möglicherweise mit einem Wandel in der Motoren- bzw. Antriebstechnologie (z.B. Elektroantrieb, Wasserstoff,...).
2) In dicht besiedelten Gebieten wie der Bundesrepublik ist Mobilität ebenfalls ein Grundbedürfnis, jedoch wird die Nutzung der Verkehrsmittel mittel- bis langfristig einem Wandel unterliegen und das Auto wird nicht mehr das zentrale Element sondern nur eines unter mehreren sein.
Doch was bedeutet dies für Stuttgart und was hat das mit dem Oberbürgermeister zu tun?
Die Aussage aus 1) bedeutet für Stuttgart (wie man seit Beginn der sog. Globalisierung ab den 1990er-Jahren beobachten kann), dass immer mehr des Automobilbedarfs vor Ort produziert wird - und damit nicht in Stuttgart. Der Produktion folgt früher oder später auch ein Teil der Entwicklung, des Verkaufs usw. Das heißt konkret, dass es hier weniger Arbeitsplätze in diesem Sektor geben wird. Für mich als Oberbürgermeister heißt das, die Stadt genau hierauf vorzubereiten und zwar nicht durch Beruhigungsreden sondern durch aktives Gegensteuern! Ich will behutsam ein neues Standbein für die Region einführen, wobei ich gerade auf die Dinge setze, die Stuttgart technologisch bereits jetzt stark machen: Maschinenbau, Elektrotechnik, Feinwerktechnik und dergleichen. Dieses Standbein sehe ich im Themenfeld ROBOTIK. Aus diesem Grund ist es mir als Oberbürgermeister ein massives Anliegen, die Stadt und die Region in diese Innovationsregion Robotik zu führen! Robotik ist nach Meinung zahlreicher Zukunfts- und Trendforscher DAS Feld der Zukunft. Robotik ist aber nicht gefährlich, sondern sichert einerseits qualifizierte Arbeitsplätze in der Region und sie ermöglicht ganz neue Arten des Lebens. Wer hätte zum Beispiel vor 70 Jahren an eine Spülmaschine gedacht? Heute gibt es nur noch wenige Haushalte ohne; nicht zu reden von Waschmaschinen. Diese beiden Dinge sind allereinfachste Roboter. In einer Innovationsregion entstehen natürlich wesentlich komplexere Roboter, die z.B. bei der Pflege Kranker derart behilflich sein können, dass sich kein Pfleger mehr den Rücken kaputt macht; oder Roboter, die Kunden in die höheren Etagen tragen anstatt sie energieverschwendenden Rolltreppen zu überlassen; oder... Genau hier ist die Innovationsregion gefordert, noch viele weitere nützliche Ideen zu entwickeln! Mit diesem Standbein werden wir einerseits unabhängiger von Konjunkturzyklen einzelner Wirtschaftsbereiche, und andererseits ist der Markt auch wesentlich anders, da ein Roboter in ganz anderen Preiskategorien angesiedelt ist, was mit ganz anderen Stückzahlen verknüpft ist.
Die ortsansäßige Industrie lade ich gemeinsam im Verbund mit den Stuttgarter Hochschulen und dem Mittelstand ein, Teil dieser Innovationsregion zu sein. Technologisch baut sowohl der Automobilbau als auch die Robotik auf dem gleichen Fundament auf. In welcher Konstellation dies stattfindet kann ich nicht prophezeihen, da die Konzerne ihre eigenen Strategien haben, insbesondere wenn es um den Einstieg in Dinge abseits von deren Kerngeschäft geht, aber es sind möglicherweise entsprechend ausgegründete Tochterunternehmen zu erwarten, die mitmachen, oder auch Mittelständler die die Chance zum Wachstum nutzen.
Damit der Dialog unserer Kinder in einigen Jahren so abläuft:
["Where do you come from?" - "Stuttgart." - "Where's that?" - "Benztown!" - Ah, and robot town."]
Die Aussage aus 2) bedeutet für die Region, dass sich mit geändertem Nutzerverhalten der Anspruch an ein Fahrzeug verändert. Das (gemietete) Fahrzeug wird für einen Streckenabschnitt integriert in die Mobilität und man erwartet ein möglichst effizientes und stressfreies Vorwärtskommen. Dazu gehört früher oder später das autonome Fahren (sehr weit gediehene Prototypen, z.B. das Google-Self-Driving-Car, sind schon in USA unterwegs), begleitet von einer möglichst effizienten Infrastruktur. Bereits jetzt die Weichen in diese Richtung zu stellen, zumal der Nutzen für mein Vorhaben ab dem ersten Tag sichtbar wird, ist mein zweites wesentliches Thema: die Innovationsregion Car2X. [Anmerkung zur Erläuterung: im internationalen Forscherverbund hat sich der Begriff Car2X eingebürgert für Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation und Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation.]
Wo, wenn nicht in Stuttgart, drängt sich die Auslobung einer Pilotregion für dieses Thema mehr auf? Wir haben hier die Firmen vor Ort, das Verkehrsproblem ist allgegenwärtig und die Kompetenz, dieses Thema zum Erfolg zu führen und zum nächsten schwäbischen Exportschlager zu machen, ist vorhanden!
Was verbirgt sich dahinter und warum bringt es ab dem ersten Tag etwas? Hinter Car2X verbergen sich eine Vielzahl von Anwendungen, die bei weitem noch nicht alle absehbar sind, aber bereits die absehbaren versprechen schon ab dem ersten Einsatz ihre Wirkung zu zeigen. Stellen Sie sich z.B. vor, Sie fahren nachts durch die Stadt und es ist nicht viel los. Wenn sich Ihr Auto mit der nächsten Ampel unterhält, dann kann diese prüfen ob kein Querverkehr kommt und Ihnen grünes Licht geben. So kommen Sie mit weniger Sprit in kürzerer Zeit ans Ziel. Selbstverständlich wächst der Nutzen eines solchen Systems mit der Anzahl der Nutzer, da dann insgesamt mehr Informationen zur Verfügung stehen. Oder auch im Berufsverkehr kann der Verkehr besser und flüssiger gesteuert werden wenn die Infrastruktur mehr über die Wegewünsche und das Verkehrsaufkommen weiß. Und noch viele andere Dinge sind denkbar, z.B. auch die Unfallverhütung mit Fußgängern bzw. Radfahrern (insbesondere Schüler mit (ent)sprechendem Schulranzen) wenn Signale von ihnen ausgehen.